Von gesunden Füßen und kranken Traditionen

Impressionen aus dem Biounterricht

Den Eltern wurde wohl mulmig zumute, als Frau Westerhoff die Hausaufgabe per HomeSchooling erteilte, Mamas High Heels und Wasserfarben in den Biounterricht mitzubringen.

Aber es kam doch ganz anders …

Die Klasse 5e bereitete sich sorgfältig in der unterrichtsfreien Zeit auf das Thema „Gesundheitsbewusstes Leben“ vor und konnte auch im Präsenzunterricht mit dem eigens angeworbenen Wissen brillieren.

Somit ließ es der Unterricht zu, sich eingehender mit dem Thema „Fußgesundheit – wie Trends den Füßen schaden“ zu beschäftigen.

Es fing gleich damit an, dass alle Kinder Fußabdrücke anfertigten, um sicherzustellen, ob Fußfehlstellungen vorhanden sind.

Alle Kinder folgten den Versuchsanweisungen, bemalten sorgsam die Unterseite ihrer Füße und fertigten direkt einen Abdruck an. Manche hatten so viel Freude daran, dass sie gleich mehrere davon anfertigten.

Glücklicherweise kamen wir zu dem Ergebnis, dass alle Kinder der 5e gesunde Füße haben und besprachen, was der Fußgesundheit zuträglich ist und was eben den Füßen schadet.

Jan färbt seinen Fuß ein
Emilya präsentiert stolz ihren Fußabdruck

So ging es thematisch direkt zu Mamas High Heels über, welche die Schüler und Schülerinnen freudig zeigten. Manche staunten nicht schlecht, wie unterschiedlich hoch, schmal und besonders einige Modelle waren.

Aufgabe war es, die Schuhe anzuprobieren und sich kurz damit hinzustellen, wenn man es sich denn zutraute. Wer nicht wollte, musste auch nicht.

Jaqueline erklärte sich sofort dazu bereit, sich vorne hinzustellen und für alle Modell zu stehen. Alle Kinder schauten zu und gaben sofort eine Rückmeldung. Jan meldete sich und sagte: „Irgendwie sieht das voll anstrengend aus. Unnormal.“ Auch Kalotta fügte hinzu, dass „ der untere Teil der Wirbelsäule ganz schön nach vorne geschoben [ist]“. Auch Timon klagte über seinen immer noch schmerzenden Fuß und konnte sich nicht erklären, dass „Mama darin laufen kann“. Und so fiel immer mehr Kindern der Unterschied zwischen normalen und hohen Schuhen auf. Dies fassten wir an der Tafel zusammen.

Schlussfolgernd konnten alle Kinder sofort erklären, welche Langzeitschäden das langfristige Tragen hoher Schuhe hat; dies wurde durch eine OHP Folie noch entsprechend visualisiert. Wir überlegten uns gemeinsam, wie man, wenn man denn beruflich derartige Schuhe tragen muss, seine Füße trainieren kann, damit die Schäden deutlich reduziert werden. Hier wussten die Kinder sofort gute Lösungen: viel Barfuß gehen, mit den Zehen Murmeln/Stifte aufheben, kleine Bauklötzchen mit den Zehen aufeinanderstapeln und noch viel mehr.

Jaqueline steht Modell
Timon in den Schuhen seiner Mutter

Zu guter Letzt leitete Frau Westerhoff zu „Fußtrends“ in anderen Kulturen über. Hier waren die Kinder vorerst nicht sehr erfreut, nun einen Text über „Das Leben einer Geisha“ zu lesen. Dieser hatte es aber in sich und die Schüler und Schülerinnen mussten beim Lesen immer wieder stoppen, da sie so schockiert waren. Raonar verschlug es die Sprache und fragte entsetzt: „ Frau Westerhoff, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Wieso bricht die eigene Mutter ihrer Tochter die Füße und bindet diese so, dass die Zehen nach unten zur Ferse gezogen werden? Was ist das für eine kranke Tradition?“. Als Frau Westerhoff ein Krabbelschühchen ihres Sohnes der Klasse präsentierte und hinzufügte, dass die Füße der Frauen über Jahre derart verstümmelt wurden, dass sie maximal eine Schuhgröße von 17 (=Krabbelschuhe) einhielten, verloren viele Kinder die Farbe aus dem Gesicht. Sahan schüttelte nur noch den Kopf und meinte „das ist so grausam. Wie kann so was ein Schönheitstrend sein? Was sind das für Männer, die sowas an Frauen schön finden und sie nur mit solchen Füßen heiraten wollen?“

Emilya sagte zum Schluss, dass sie froh ist, dass „wir in einem Land leben, in dem wir selbst über unsere Füße bestimmen können und Eltern haben, die uns gute Schuhe kaufen.“